KUNST UND LYRIK
GEDANKEN EINES WANDERERS IM LANDSCHAFTSPARK VON HUGSTETTEN
Im Talgrund rieselt ein Bach so helle,
Grünendes Holz, wucherndes Gesträuch im Licht
Irgendwo fern die speisende Quelle,
Wildnis denkt man, erkennt den Park wohl nicht,
So schaut ein Wanderer zuerst, was blieb vom Garten erhalten,
Nahend sich von der Landstrasse hinter den Gleisen,
Das Landhaus hinter Baumkronen lugt, 18ième mochte walten
Tritt man auf gepflegten Wiesenplan befugt,
Blutbuchen und Eichen zwischen Rasen-Schneisen,
Die Dorfkirche, sie liegt an Baches Ufer nahbei,
Spitzbogen-Fenster hat sie in Chor und Turm
Schreitet man an der alten Mühle vorbei
In dessen Wasserrad nurmehr läuft der Wurm,
Quert man der alten Brücke runden Bogen
Aus buckligen Quadern halbverfallen
Dorthin zu des Buchenwaldes Laubkronen-Wogen,
Hört in Gedanken das Waldhorn schallen,
Auf der Höhe einst das gotische Teehaus stand,
Gewandelt nun zur offenen Wald-Kapelle,
Statt Äolsharfen-Gesang klopft nun der Specht in´s Land,
Fundamente blieben an des Pagoden-Turmes Stelle,
Von dort der Blick geht so weit in die Ferne,
Begrenzt nur von des Gebirges dunklem Rand,
Zu des Freiburger Münsters Mass-Werk Haube,
Durch die man schaut bei Tag den Himmel gerne
Umrandet dann von weitgrünendem Laube;
Einst genossen hier Cécile und Felix ihr junges Glück
Und mancher Sommernachts-Traum wurde wahr,
Schaut man heute nächtens auf die Sterne zurück
Und geht weiter am Brunnen der ehernen Schlange vorbei,
Sieht in Eichendorffschen Frühlingstaumel der Obstbäume Blütenmeer verwoben,
So lastet die Dunkelheit doch schwer,
Gleichwie der Park von alter Ordnung ist enthoben,
So märchenhaft verwildernd um uns her
Ist längst auch alle Blütenpracht zerstoben.
© Hans-Jürgen Becker